Wie im vorherigen Teil der Serie erwähnt, hat unser Körper mehrere Wege, um sich bei Bedarf kraftvoll selbst zu reinigen.
Die konventionelle Medizin hat uns beigebracht, dass diese Reinigungsvorgänge schelcht sind und gestoppt werden müssen. Einerseits damit wir uns nicht mehr unwohl fühlen, andererseits weil wir manchmal Kollateralschäden riskieren.
Wenn der Körper aus der Balance ist, und sich kraftvoll reinigen muss, werden teils Gewebe geschädigt die nicht oder nicht schnell genug wieder regeneriert werden können. Das kann unter Umständen zum Tod oder bleibenden Schäden führen.
Deshalb ist es wichtig, diese Prozesse zwar zuzulassen und teils auch zu fördern, aber genau zu beobachten und bei Bedarf zu verlangsamen oder auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Bei Unsicherheiten ist es ratsam, erfahrene Helfer wie zum Beispiel Ärzte, die dieses Verständnis von Krankheit teilen, hinzuzuziehen.
Folgende Wege der Reiniung werden im Buch von Dr. Trattler aufgezählt:
– Fieber zeigt an, dass der Stoffwechsel schneller arbeitet als sonst, und auch Blut- und Lymphfluss verstärkt sind. So wird das Ausscheiden von Giften beschleunigt, und die Versorgung mit benötigten Stoffen in Bereichen mit erhöhtem Bedarf verstärkt. Die beschleunigte Zirkulation der Flüssigkeiten bringt auch die komplexeren Reinigungswerkzeuge des Körpers, wie weiße Blutzellen oder Antikörper, in höherer Anzahl dorthin, wo sie gebraucht werden.
Gleichzeitig schafft Fieber ein Umfeld, in dem es für unerwünschte Bakterien und Viren ungemütlich wird. Üblicherweise haben diese nämlich einen sehr geringen Temperaturbereich in dem sie sich gut vermehren können. Während das Fieber steigt, sterben diese Organismen schneller, als sie sich reproduzieren können.
– Schwitzen verstärkt die Ausscheidung von Giftstoffen über die Haut. Es hilft außerdem, um die steigende Körpertemperatur durch Verdunstungskälte in einem Bereich zu halten, der die langfristige Gesundheit des Körpers nicht gefährdet.
– Schleimige Ausscheidungen dienen ebenfalls dazu, Toxine aus dem Organismus zu transportieren. Zellen von manchen Schleimhäuten schützen uns vor dem Eindringen von Fremdkörpern, indem sie ihre winzigen Flimmerhärchen einsetzen. Diese transportieren unerwünschte Stoffe und Abfallprodukte zum nächstgelegenen Ausgang, und werden von äußeren Irritationen wie etwa Staub, Bakterien, Viren oder körpereigenen Abfällen zur Aktivität angeregt.
– Entzündungen, Schwellungen und Ödeme, also Wassereinlagerungen, stellen Maßnahmen des Körpers dar, um ein Problem zu lokalisieren. Entzündung zeigt erhöhte Stoffwechselaktivität in einem bestimmten Bereich an, wo Blutzufuhr und Lymphfluss verstärkt sind. Durch die gesteigerte Aktivität wird das betroffene Gewebe vermehrt mit Immun-Zellen versorgt.
Ödeme und andere Flüssigkeitsansammlungen dienen dazu, unerwünschte, giftige oder reizende Substanzen zu verdünnen, bis diese aus dem Körper geleitet werden können.
– Lokale Infektionen zeigen an, dass es ein Absterben von Gewebe gab. Der Abfall bietet einen guten Nährboden für die Ausbreitung von Bakterien, bis sich der Körper des toten Gewebes entledigen kann. Das Gewebe ist also vorher schon nicht optimal versorgt worden, starb deshalb ab. Dann erst bot es gute Voraussetzungen für eine Infektion, wenn das Material nicht rasch genug ausgeschieden werden konnte.
Geschwüre, Eiterbeulen, Furunkel, Akne und andere Entzündungen, wie etwa Hautausschläge, können auch einen Reinigungsprozess anzeigen, der vom Körperinneren ausgeht.
– Durchfall und Erbrechen sind offensichtliche Bestrebungen des Verdauungstraktes, sich giftiger Substanzen zu entledigen. Diese Form der Ausscheidung kann ebenfalls von extern zugeführten Stoffen, oder körpereigenen Toxinen (d.h. Abfallprodukte eines stark geforderten Stoffwechsels) ausgelöst werden.
– Schmerz ist ein Alarmsignal des Körpers, um auf ein Problem aufmerksam zu machen und uns zur Schonung zu zwingen. Schmerz zeigt an, dass eine bestehende Dysfunktion nicht länger toleriert oder ausgeglichen werden kann, und dass eine stärkere Entgleisung zu (weiteren) Verletzungen führen würde.
– Husten und Niesen sind energische Bestrebungen des Körpers, um die Atemwege von reizendem Material oder Giftstoffen zu befreien. Das Heraufhusten von Schleim kann das Risiko einer Weiterverbreitung von Infektion verhindern, da erkrankte Zellen damit aus dem Körper geleitet werden und sich nicht unnötig sammeln. Das Abhusten von Schleim beugt auch einer Blockade der Bronchien vor.
Niesen reinigt die oberen Atemwege von irritierenden Stoffen und Partikeln.
All diese akuten Symptome von Krankheit sind also höchst sinnvolle und intelligente Maßnahmen des Körpers, um wieder ein stabiles Gleichgewicht und echte Gesundheit herzustellen.
Sie korrigieren etwas, das falsch läuft, und sollten nicht unterdrückt werden. Was gemeinhin als akute Krankheit bezeichnet wird, ist lediglich ein Ausscheiden von Giftstoffen und Abfällen, beziehungsweise eine Erneuerung verletzten Gewebes.
Wenn dieser akute Prozess unterdrückt oder ungünstig manipuliert wird, und somit nicht seine eigentliche Funktion erfüllen kann, resultieren daraus irgendwann chronische Krankheiten.
Henry Lindlahr, den Trattler in seinem Buch zitiert, beschreibt chronische Krankheiten als Zustand des Organismus, in dem eingeschränkte Vitalität vorherrscht. Er sagt, dass die Ansammlungen von Stoffwechselabfällen und Giften mit der Zeit die Organe und Gewebe schädigen. Sie können den Körper so weit schwächen, dass unsere natürlichen, korrigierenden Werkzeuge zur Selbstheilung nichtmehr angewandt werden können.
Ich bin mir recht sicher, dass auch diverse Mängel chronische Beschwerden zumindest stark mitverursachen, wenn nicht gar verursachen können.
Chronische Leiden sind also langfristiger Natur und verursachen oft drastische Veräderungen in unserer Biochemie und den körperlichen Strukturen.
Meine eigenen Beobachtungen passen sehr gut zu dem in dieser Serie erklärten Verständnis von Krankheit und Gesundheit, weswegen ich diese Darstellung so gerne weitergeben möchte. Ich beanspruche nicht, in Dr. Trattlers Buch die letzte Weisheit gefunden zu haben. Aber mit diesem Modell, das für mich nur zusammenfasst, was ich vorher schon herausgefunden hatte, passt alles viel besser zusammen.
Ich sehe keinen fortwährenden Kampf zwischen Gut und Böse, sondern einen Seiltanz.
Überbetonung einer Komponente bringt uns aus der Balance und erfordert teils rigorose Ausgleichsmaßnahmen, die selten angenehm sind. Je mehr wir uns jedoch auf den Tanz einlassen, spielen und ausprobieren, je feinfühliger für uns und unsere Bedürfnisse werden, desto früher werden wir erkennen, wenn wir zu einseitig unterwegs sind. So lernen wir auch, unseren Gesundheitszustand gut einzuschätzen und zu verstehen, was benötigt wird um Gleichgewicht zu halten oder wieder herzustellen.
Damit sind wir weniger abhängig von der Einschätzung und den Empfehlungen Dritter, was für mich unglaublich befreiend ist.
Denn Ärzte haben heute leider kaum noch Zeit, mit uns gemeinsam zu rätseln und zu schauen, was gerade aus dem Ruder läuft. Sie haben kaum Kapazitäten, sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen und uns entsprechend zu beraten, sprich ihren Job gut zu machen. Einige entscheiden sich deshalb, als Privatärzte mit entsprechenden Honoraren zu arbeiten. So wird es möglich, dass sie uns und sich selbst den Gefallen tun können, sich ernsthaft und intensiv mit uns auseinander zu setzen und tatsächlich nach bestem Wissen und Gewissen zu beraten.
Findet man irgendwann jemanden der einen ernst nimmt, sympathisch, kompetent und leistbar ist, ist vieles gewonnen.
Bis dahin ist es um so wichtiger, die Vorgänge im eigenen Körper verstehen zu lernen und Empfehlungen genau zu prüfen, bevor sie umgesetzt werden. Denn nicht jede falsche Behandlung ist wieder gut zu machen, und die Konsequenzen tragen immer wir.
Quelle: (Trattler, Ross – Better Health through Natural Healing, ISBN 0-7225-1382-8)
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